Montag, 3. Februar 2014

2 Jahre - Irgendwas mit Perspektive und Resignation

Wir schreiben den 03. Februar 2012. In einer Sportsbar in Ibbenbüren findet ein Poetry Slam statt. Soweit nichts besonderes, besonders wird es aber auch für die Menschheit nicht mehr. Besonders war es für einen jungen Mann, der an diesem Abend vor Nervosität fast von der Bühne kippte. Dieser junge Mann war ich. Heute vor 2 Jahren stand ich das erste mal bei einem Poetry Slam auf der Bühne. Das ist im Vergleich zu vielen anderen gar nichts, aber für mich persönlich trotzdem ein Grund zum feiern*, und ein Grund, zu resümieren, wo ich damals war, und wo ich heute bin.

Wo ich damals war: Ibbenbüren. Wo ich heute bin: Osnabrück. Kann man als Steigerung sehen. Muss man aber nicht.
Das ist jetzt allerdings nicht der Punkt.
Ist gibt so einige Sachen, die sich geändert haben, einiges, das gleich blieb, und manche Sachen sogar beides auf einmal. In meiner Anfangszeit habe ich einen Slam pro Monat als Ziel angepeilt, mittlerweile sind es 2 bis 3 pro Woche. Früher bin ich höchstens noch nach Münster gefahren, heute möchte gerne, viel viel weiter raus.

Die Sache ist, das Slam mir unheimlich viel gegeben hat und gibt. Es ist für mich eine Perspektive, das Leben zu leben, dass ich gerne leben möchte. Ich habe so viele Menschen kennen gelernt, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, und die ich eigentlich auch viel zu selten sehe. Ich möchte euch jetzt hier nicht auflisten, weil ich dann sicher irgendwen vergesse, und das möchte ich nicht. Ich durfte so viele schöne Erinnerungen durch Poetry Slams sammeln, und dafür bin ich verdammt dankbar. Es gab durchaus Slams, nach denen ich mit Freudentränen am Bahnhof saß, weil es so ein verdammt schöner Abend war. In Erinnerung geblieben ist mir auch ein Morgen nach Mitch Miller's erstem WG-Slam, an dem ich mit einem leichten Kater am Bahnhof Osnabrück Altstadt saß, und es sich irgendwie richtig anfühlte. Ein Hauch von "So sollte es sein", wenn mir der Pathos gestattet ist.

Ich möchte jetzt allerdings nicht so tun, als sei das alles Eitel Sonnenschein. Man sagt immer, es sei nicht wichtig, allerdings habe ich bis dato keinen Slam gewonnen. Es gab sogar Zeiten, in denen ich ein Dauer-Abo auf den letzten Platz hatte. Natürlich ist das nicht das, was Slam ausmacht, aber sowas nagt dann schon an einem, vorallem, wenn man eine Persönlichkeit hat, wie ich. Mittlerweile belege ich dann wenigstens schon mal ein Platz auf dem Treppchen oder bekomme hohe Wertungen, aber zwischendurch merke ich schon, wie mich das anfrisst. Da ist zwischendurch ganz viel Resignation. Oft ist das bei mir auch einfach ein wenig durch meine Persönlichkeit bedingt, aber zwischendurch mangelt es mir am Gefühl, wertgeschätzt zu werden, zwischendurch habe ich das Gefühl, von manchen Slammern von oben herab behandelt zu werden, und wenn man dann von einem Slam eine Absage bekommt, weil man zu unbekannt sei, dann nagt das schon an mir. Die Wahrheit ist, dass ich mich heute immernoch über jeden freue, der bei mir anfragt, ob ich bei ihnen auf dem Slam auftreten möchte, weil ich dann das Gefühl habe, das man mich Wertschätzt, und ich mir dann weniger wie jemand vorkomme, der sich auf einem Slam einschmarotzert, um einen Text vorzutragen, der dann nicht gewinnt. Sowas hilft dann schon fürchterlich gut gegen meine zeitweisen Anwandlungen, dass keine Sau meine Texte hören möchte. Aufhören geht eh nicht mehr, wie gesagt, ich kann alleine schon nicht auf die Menschen verzichten.

Um jetzt noch ein wenig von meiner persönlichen Slam Geschichte zu erzählen: Pierre Jarawan hat Schuld. Pierre Jarawan und mein Stiefbruder. Pierre Jarawan, weil ich ihn 2011 beim ZDF Kultur Poetry Slam gesehen habe, und mich das so fasziniert hat, dass ich mich irgendwie für Poetry Slam zu interessieren begann**. Mein Sitefbruder, weil er dann irgendwann mit Slam um die Ecke kam, mich nach Osnabrück zum Slam "mitgeschleift" hat, wir uns den großen Slam in der Lagerhalle angesehen haben, und später dann sind wir beide in Ibbenbüren zum ersten mal selber aufgetreten. Pascal Jerome hat entfernt schuld, weil er mich da dann auftreten lassen hat***. Andreas Weber hat viel mehr schuld. Ohne Andreas Weber wäre ich heute überhaupt nicht da, wo ich heute bin. (Woauchimmer das ist). Hätte Andreas Weber nicht damals gesagt, komm doch mal nach Münster und Soest, dann wäre ich nie im Cuba Nova und in Soest gewesen. Also, falls sich jemand über mich beschweren will... ;) Danke Andy. 

Mein erstes Finale war übrigens amüsanter Weise am 02. Februar 2013, also einen Tag vor meinem einjährigen. Ich habe mich damals ganz elegant als 5. Teilnahmer in ein Viererfinale geschlichen (Das mache ich bis heute noch gerne), und habe einen eleganten 5. Platz gemacht. Meine erste Platzierung auf dem Treppchen war ein dritter Platz in Rheine, mit einer Improvisation. Ich hätte gerne heute meinen ersten Slam gewonnen, nur war ich heute ärgerlicher Weise auf keinem Slam. Verdammt.

Laut MySlam bin ich bis dato etwa 7000 km für Slam gefahren. Da ich kaum zusammenhängende Touren gemacht habe, und da auch einige Slams fehlen, ist das wohl eine erschreckend realistische Zahl. Zwar im vergleich zu anderen wenig, aber trotzdem für mich verblüffend. Ist es eigentlich schon ein Stockholm Syndrom, wenn man anfängt, gerne Bahn zu fahren?

Ja, was soll ich jetzt abschließenbd sagen? Trotz der Resignation, und wegen den Menschen, Slam wird mich wohl erstmal nicht loswerden. Ich werde wohl nie deutsche Meister, ich werde wohl nie NRW oder Niedersachsen-Meister, ich werde wohl nie Julia Engelmann sein****, aber ich werde immer irgendwo auf einem Slam sein. Für meine Zukunft möchte ich mehr moderieren, auf ne Landesmeisterschaft, nach Berlin, und nach Frankfurt, und einmal versuchen, einen Monat lang durchzutouren. Irgendwie wird das schon werden. Punkt. Ende. Fußnoten.


*Wobei Feiern gerade relativ ist. Ich sitze auf meinem Bett un gucke "Die Simpsons". Feiern.
**Bevor der Irrtum aufkommt: Zum Schreiben gebracht hat der Mann mich nicht. Ich habe schon immer geschrieben, quasi, seit ich schreiben konnte. Und das dürfte nun gut 15 - 17 Jahre her sein.
***Für mehr möchte ich den Mann nicht verantwortlich machen. Ich bin seit Mitte 2012 bei keinem seiner Slams mehr aufgetreten, und ich hab momentan auch nicht das Gefühl, dass sich das ändert.
****Alleine schon, weil es nicht ein YouTube Video von mir gibt. Alle von mir existenten Videos wurden wegen irgenwelchen technischen Problemen nicht hochgeladen.... Ich störe wohl Kameras....*****
*****Außerdem hat Jens mich gerade darauf aufmerksam gemacht, war da noch was mit Penis und Bart. Ich werde leider nie einen so stattlichen Bart wie Julia Engelmann haben.

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