Dienstag, 11. März 2014

KOMMERZ!!!!einseinself

Fernsehen ist ja für gewöhnlich mittlerweile etwas, was ich vermeide. Ganz zwischendurch kommt das dann aber doch mal vor. Zwischen dem hochqualitativen (hust*) Fernsehprogramm muss man sich dann durch Werbeblöcke quälen, und neulich hat mich da fast der Schlag getroffen....

Urplötzlich: Fernsehwerbung für das neue Schandmaul** Album. Huch. Erster Gedanke: Oh mein Gott, Kommerz. Zweiter Gedanke: Oh mein Gott, die machen Fernsehwerbung und sind auf Plaz 2 der Charts, ASP brauchten keine Werbung um soweit zu kommen, man sind die gut... Danach flogen so polemische Gedanken wie "Szene-Ausverkauf"

Eh. ja. Das möchte ich jetzt aber nicht unreflektiert so stehen lassen. Technisch betrachtet ist ja erst mal alles kommerziell, was verkauft wird, was ja jetzt auf die große Mehrheit der Musik, die einem so in den Medien begegnet, zutrifft. Der Begriff hat sich allerdings so gewandelt, besonders im Bereich der Musik, dass damit vorallem Musik (abwertend) bezeichnet wird, die vor allem dafür produziert wird, damit Geld zu verdienen. Prinzipiell wird glaube ich jede professionelle Band auf diesem Planeten spätestens ab ihrem zweiten Album*** regelmäßig als kommerziell beschimpft.

Und in diesem Kontext eine kleine Geschichte: Vor wenigen Jahren wurde die Band Unheilig kommerziell sehr erfolgreich. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung betrachtet. Die ersten fingen an zu meckern, dass der Graf nun Schlager mache, und irgendwo habe ich kürzlich einen Blogeintrag über den bevorstehenden Untergang der schwarzen Szene gelesen. Was darauf folgte war, dass die großen Labels das bemerkten, und sich dachten, gut, wenn das gerade in ist. Plötzlich machten bands wie Faun oder Schandmaul Fernsehwerbung, tauchten gar in der Bild Zeitung und in Morgenmagazinen auf, und plötzlich geschehen solche Dinge wie Santiano oder Oonagh, wo ich im ersten Moment mal so gar nicht weiß, wie man darauf reagieren soll.

Gerade an den Albumcharts lässt sich der Trend beobachten, dass immer mehr Szene bands auch einen kommerziellen Erfolg verzeichnen können (ASP, Maskenhaft auf Platz 2; Schandmaul, Unendlich auf Platz 2; Saltatio Mortis, Das Schwarze 1x1 auf Platz 1; Subway to Sally, Schwarz in Schwarz auf Platz 4; Unheilig gar zwei mal auf Platz 1...). Auf einmal muss man sich damit beschäftigen, dass etwas, was zuvor einer Subkultur und, verzeihung, einigen "Spinnern" vorbehalten war, auf einmal auch einer breiten Masse gehört.****
Phänomenal ist allerdings, dass das jetzt schon eine ganze Weile so geht, das ist eine Enticklung über Jahre hinweg, kein kurzzeitiger Hype, so dass sich einfach der Gedanke aufdrängt, dass diese Bands wohl nun einfach zum musikalischen Verständnis dieser Zeit gehören, für die irgendein Musikjournalist wohl irgendwann in den kommenden Jahren einen ähnlich griffigen Begriff wie "Neue Deutsche Welle" oder "Neue Neue Deutsche Welle" finden wird.

Was vielen wohl einfach Angst macht, ist, dass hierdurch ein Alleinstellungsmerkmal verloren geht. Wenn ich vor 5 Jahren sagte, ich stehe auf Schandmaul, war die Antwort wohl eher ein fraglicher Blick. Sage ich das heute, wird die Reaktion eine andere sein. Unterschwellig fühlt man sich dann sicherlich irgendwie verunsichert, und da schreit man dann schnell Kommerz, bezieht das ghanze auf die musikalische Entwicklung der Band***** und schon kann man sich wieder als Individuum toll fühlen.

Sachlich wäre dann eher: Okay, klingt anders, mag ich nicht mehr so, punkt. Wenn man nett ist, freut man sich für die (ehemalige) (Lieblings-)Band, dass die Erfolgreich sind, und vielleicht mal etwas mehr Geld mit dem verdienen, was sie tun. Letztlich ist man als Künstler schon irgendwie happy, wenn man erfolgreich ist, das darf man dann halt auch schon mal gönnen.

 Und irgendwie komme ich dann gerade doch nicht dazu, ein wirkliches Fazit zu finden, und ich habe garantiert auch irgendwas vergessen, was ich zu dem Thema schreiben wollte. Deswegen jetzt zum Abschluss ein sehr pauschales: Don't panic, findet toll, was ihr toll findet, und ignoriert die Fernsehwerbung.











*Wobei: Ganz zwischendurch mal stimmt "hochqualitativ" dann doch mal. Hin und wieder. Eher Selten. Aber es kommt vor.

** Schandmaul war, ums mal eben zu erwähnen, quasi meine Einstiegsdroge in die Schwarze  Szene.

*** Um Asp sinngemäß, aber nicht im exakten Wortlaut zu zitieren:
"Nach der Veröffentlichung unseres letzten Albums geschah das, was seit etwa 10 Jahren, seit der Veröffentlichung unseres zweiten Albums bei jedem einzelnen ASP Album passiert, nämlich dass irgendjemand aus irgendeinem Loch gekrochen kommt, und fragt: 'warum seit ihr eigentlich so kommerziell geworden?!'"

**** An dieser Stelle bin ich relativ amüsiert bei dem Gedanken, wie irgendjemand, der sonst vorwiegend Pop hört, sich plötzlich mit Songs wie Angstkathedrale von ASP konfrontiert sieht...

***** Im Falle von Schandmaul: So großartig anders klingen die nun nicht, finde ich. ******

****** Krass, sind das viele Sternchen. Ich sollte weniger Fußnoten benutzen. ich nenne es mal "Pratchett-Syndrom"....

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